knallrote falle

Dieser Schreibimpuls wurde mir vor ein paar Jahren von einer befreundeten Autorin - Tanja Brink - gestellt. Zwölf Worte - eine Geschichte. Nehmt euch gerne zehn oder fünfzehn Minuten und lasst den Gedanken zu den gelben Begriffen freien Lauf.

 

 

Magda erwachte von einem Krächzen. Sie blinzelte verschlafen. Der Sonnenuntergang auf der Fototapete gegenüber ihrem Bett strahlte sie kitschig an. Kurz nach acht Uhr zeigte das Handy in der Ladestation auf der Fensterbank und auch den Ursprung des ungewöhnlichen Geräuschs. Sie war gestern mit einem Hörspiel eingeschlafen und das Gerät hatte unaufhörlich „Die drei ??? und der Super-Papagei“ wiederholt.

 

Noch so früh. Sie streckte sich und gähnte. Der heutige Termin kam erst um elf, da konnte sie den Tag ja saumselig starten. Sie schlurfte ins Bad. Wie dreckig es hier war. Ach ja, Karl war überhitzt gewesen und hatte um eine Dusche gebeten. Wenn sie die Sauerei geahnt hätte. Seufzend schnappte sie sich den Putzeimer.

 

Danach warf sie die Kaffeemaschine an und räumte direkt das Wohnzimmer auf, fegte Krümel vom Glastisch. Spiegelglatt glänzte die Oberfläche. Ihre Besucher zogen gern eine Line darauf. Auf einmal schellte es. Magda sah auf die Uhr. Noch keine zehn. Sie zog ihren Kimono enger und öffnete. Vor der Tür stand ein hagerer Mann.

 

„Hi, bist du Magda? Ich bin Peter“, stellte er sich vor.

 

„Hi Peter, waren wir nicht erst um elf verabredet?“ Zögernd griff sie die ihr entgegengestreckte Hand.

 

„Ja, stimmt. Sorry, ich hoffte du verzeihst einem Frischling. Ich wollte nicht zu spät kommen.“ Er grinste schleimig über seinen doppeldeutigen Joke. Magda nickte abgeklärt und deutete ihm den Weg ins Wohnzimmer.

 

„Setz dich gern. Ich mach mich schnell zurecht“, sagte sie und schob auf dem Weg ins Bad hinterher: „Hast Du spezielle Wünsche?“

 

„Das kann man so sagen“, antwortete Peter mit unerwartet gruseligem Unterton in der Stimme und begann hörbar durch den Raum zu wandeln. Magda überfiel ein eiskalter Schauer, sie blieb stehen und blickte zurück. Der Kunde wirkte mit einem Mal überhaupt nicht mehr hager, sondern drahtig und durchtrainiert. Ihr Herz begann zu rasen und ihr ganzer Körper zu schnattern.

 

„Ich will, dass du dich wie billige Bückware anziehst“, forderte Peter - der wahrscheinlich gar nicht Peter hieß - und zog ein Paar Lack-Stilettos sowie einige Kabelbinder aus seiner Tasche.

 

„Oh Gott, die Schuhe sind KNALLROT“, keuchte Magda. „Du bist der Pfennigabsatz-Mörder.“

 

„Gut erraten, Schätzchen“, bestätigte er und versperrte ihr den Fluchtweg. Gerade wollte er ihre Hände mit Kabelbinder fesseln, als urplötzlich die Tür aufsprang. Polizisten stürmten mit gezogenen Waffen herein.

 

„Hallo Peter, nett dich persönlich zu treffen. Ich bin Hauptkommissar Rubner. Kommissarin Magda Bau - unsere Undercover-Spezialistin - kennst du ja bereits.“ Magda hielt dem Verhafteten seine Schuhe hin. Jetzt grinste sie.

 

„Willst du die vielleicht mitnehmen? High-Heels stehen deinen Mitinsassen sicher auch gut.“